Im Dschungel ist ein Feuer ausgebrochen. Alle Tiere fliehen panisch und inmitten des Rennens sieht der Elefant, wie ein Kolibri von hinten an ihm vorbeiflitzt, ihm kurz darauf entgegenflattert und erneut Richtung Feuer fliegt. Nachdem sich diese Aktion mehrmals wiederholt hat, bleibt der Elefant ratlos stehen und fragt den Kolibri: "Sag mal, was machst du da eigentlich?" Daraufhin der Kolibri: " Ich fliege da vorne zum Fluss, fülle meinen Schnabel mit Wasser, fliege zurück und kippe das Wasser in das Feuer". Der Elefant entgegnet: "Damit kannst du das Feuer doch niemals löschen!" Da antwortet der Kolibri: " Da gebe ich dir vollkommen recht, aber ich tue, was ich kann."
(indianische Legende)
Unsere Vision
Seit mindestens dreißig Jahren ist bekannt, dass wir mitten im in absoluten Zahlen größten Artensterben der Erdgeschichte stehen. Spätestens seit den Siebzigerjahren wissen wir, dass artenarme Ökosysteme instabiler sind. Dadurch gehen weitere Arten leichter verloren, bis diese Ökosysteme irgendwann restlos kippen und unwiderruflich zerstört sind, denn mit der Natur können wir so wenig einen Kompromiss aushandeln wie mit unserem Blutkreislauf. Fällt die Sache unter einen gewissen Pegel, ist Schluss. Nun ist es nicht so, dass dies das erste Massenaussterben der Erdgeschichte wäre. Es gab bereits fünf, die aus extremen Umweltkatastrophen resultierten, an die sich Pflanzen und Tiere nicht ausreichend schnell anpassen konnten. Im Hier und Jetzt sieht es anders aus, denn da wir keinen Meteor oder extremen Vulkanismus hatten und auch andere Extremereignisse nicht vorhanden waren, ist dieses Massenaussterben menschengemacht, womit wir Menschen uns nahtlos in die Kategorie „andere Megakatastrophen“ einreihen dürfen.
Zeit zum Umdenken war mehr als genug. Heerscharen von Ökologen haben viele Jahrzehnte lang auf die Entwicklungen hingewiesen. Passiert ist indessen nicht viel, im Gegenteil, das Artensterben geht dramatisch weiter, wir verlieren konservativen Schätzungen zufolge über 30.000 Arten pro Jahr, Tendenz steigend, und es darf ohne Weiteres die Frage in den Raum gestellt werden, ob das nutzenmaximierende Wesen Mensch überhaupt in der Lage ist, den Blick vom eigenen Bauchnabel zu erheben.
Aus taxonomischer Sicht ist der Mensch genauso ein Tier wie der Rest der unseren Erdball bevölkernden Lebewesen. In der biologischen Systematik zählen wir zur Unterordnung der Trockennasenaffen. Als biologisches Wesen ist der Mensch ja ganz passabel gebaut, ein Tierchen ohne Klauen und Reißzähne, das sammelnd „durch die Botanik“ zog und ab und zu Aas von Großräuberbeute stibitzte. Die Spezies Mensch konnte ursprünglich so nutzenmaximierend sein wie sie wollte, ohne großen Flurschaden anzurichten, aber hohe Soziabilität führte zu vermehrter Intelligenz und diese zu Technik und Zivilisation, während jedoch Ausrichtung und Denken in linearen Kausalketten geblieben sind. Wir haben mittlerweile Kulturtechniken entwickelt, die uns tausendfach größere Effizienz ermöglichen, aber agieren im Prinzip gleich. Wir berücksichtigen komplexe Zusammenhänge nicht ausreichend und ein natürlich angelegtes „Genug“ scheint es auch nicht zu geben. Das ist fatal, weil wir auf einem begrenzten Planten leben und die Ressourcen nicht unendlich sind.
Was also tun?
Vom individuellen Standpunkt aus gesehen hat so gut wie niemand etwas davon, der Umwelt wissentlich Schaden zuzufügen. Sogar in unseren Breiten ist es mehr Unwissenheit und Desinteresse als böser Wille. Auch kann niemand alleine die Welt retten oder das Artensterben verhindern, doch jeder kann im Rahmen seiner Möglichkeiten dazu beitragen, diese Entwicklung in eine neue Richtung zu lenken und zu verbessern.
Wir beschäftigen uns auf unserer Webseite mit Schmetterlingen. Insekten generell sind die besten Indikatoren für funktionierende Ökosysteme und je höher die Artenvielfalt, umso intakter das System, da sich mit hoher Artenzahl ein stabiles Gleichgewicht einstellt. Wo diese Vielfalt fehlt, nehmen gewisse Arten überhand, oft solche, die wir als Schädlinge bezeichnen, weil die natürlichen Fressfeinde und Prädatoren fehlen. Die meisten Insekten zählen für uns Menschen nicht gerade zu den Sympathieträgern in der Tierwelt, aber sie sind für jedes Ökosystem unentbehrlich. Zum einen sind sie Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere, wie zum Beispiel Vögel, Mäuse, Frösche oder Eidechsen. Zum anderen spielen Insekten eine wichtige Rolle dabei, dass die Böden fruchtbar und das Wasser sauber bleiben. Ohne sie würden die Stoffkreisläufe in der Natur zusammenbrechen. Ein Beispiel dafür sind im Boden lebende Organsimen, die dazu beitragen, dass Blätter und Holz recycelt und die Ausscheidungen und sterblichen Überreste anderer Tiere zersetzt werden. Zudem werden dreiviertel der für den Menschen wichtigsten Nutzpflanzen von Insekten bestäubt.
Ob sympathisch oder nicht, wir brauchen sie!
Schmetterlinge stellen hier wohl eine der wenigen Ausnahmen dar, kaum jemand, der sich nicht an der faszinierenden Schönheit dieser Gaukler der Lüfte erfreuen kann oder zumindest nicht als störend empfindet. In Österreich gibt es davon zirka 4000 Arten. Wir möchten hier einen Teil davon vorstellen, aufzeigen wie sie aussehen, wie sie heißen, wie sie leben, was sie als Lebensgrundlage benötigen, wie man sie fördern kann und vor allem, was wir hier Stück für Stück verlieren, wenn wir so weitermachen wie bisher.
Wir haben uns den Namen Homo sapiens (=„der weise Mensch“) gegeben. Mensch steht definitiv fest, ob wir weise sind, wird noch zu beweisen sein. Fakt ist, wir werden über kurz oder lang (eher über kurz) nicht umhin kommen, unser Handeln und unsere Lebensweise zu überdenken und zu ändern. Das ist wohl keine Frage des Wollens sondern des Müssens, immer die Prämisse vorausgesetzt, dass das Überleben des Menschen erstrebenswert ist. Es stellt sich nur mehr die Frage, ob wir es geregelt schaffen oder warten, bis alles zusammenbricht und es ohne Katastrophen wie Dürren, unfruchtbare Böden, Hungersnöte und Verteilungskämpfe nicht mehr geht.
Es brennt bereits an allen Ecken und Enden. Fangen wir im Kleinen damit an - seien wir Kolibris und füllen unsere Schnäbel!